1. Nur schöne Worte und keine Taten - So wirkt sich Drama auf den Projekterfolg aus
Nichts ist frustrierender als unerfüllte Erwartungen
Mit der Dramatik ist es wie mit dem Salz in der Suppe – zu wenig schmeckt fad, zu viel ist ungenießbar. Das gilt auch für Veränderungsprojekte – richtig dosiert helfen dramatische Effekte, um beispielsweise:
- ein attraktives, emotionales Bild von der Zukunft zu malen,
- herauszustellen, wie bedeutend und wichtig die Veränderung ist,
- und die Beteiligten aktiv in den Prozess einzubinden.
Sind die Beteiligten dann neugierig und bereit, motiviert anzupacken, ist es wichtig, dass den „schönen“ Worten zeitnah Taten folgen, denn nichts ist frustrierender als unerfüllte Erwartungen.
Ein teures Spiel – für das gesamte Unternehmen
Die Beteiligten wollen Gewissheit, wie es mit ihnen weiter geht – dafür ist es wichtig, zeitnah zu handeln und
- die notwendigen Rollen und Rahmenbedingungen zu erarbeiten,
- zu klären, wer für was zuständig bzw. verantwortlich ist,
- konkrete Ziele zu definieren und entsprechende Maßnahmen anzugehen,
- regelmäßig über Projektfortschritt zu informieren,
- und offen und transparent zu kommunizieren.
Wird das versäumt, entwickeln Missverständnisse und ungeklärte Konflikte schnell eine ungesunde Opfer-Täter-Retter-Dynamik – das sogenannte Dramadreieck.
Dramadreieck-Spiele kosten Unternehmen Unsummen an Geld, denn sie wirken sich erheblich auf die Produktivität, die Bindung von Mitarbeitenden und das Image des Unternehmens aus – das wird oft übersehen oder unterschätzt.
Die Folgen
- Kreativität und Konzentration nehmen ab, die Arbeitsergebnisse leiden.
- höherer Zeitdruck, denn Konflikte kosten viel Zeit und diese fehlt an anderer Stelle.
- mehr Stress durch höheren Zeitdruck, sie sind gesundheitlich anfälliger.
- die Motivation sinkt – die Arbeit macht weniger Spaß.
- schlechte Stimmung im Team beeinträchtigt die Zusammenarbeit und die Leistung.
- krankheitsbedingte Ausfälle und Kündigungen nehmen zu.
- höherer Zeitaufwand für die Suche und Einarbeitung neuer Mitarbeitenden.
- es fehlt an Zeit für strategische Planung und Entwicklung.
- der Ruf leidet – das erschwert die Personalsuche auf dem Markt.
- Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterzufriedenheit nehmen ab.
- die Innovationsfähigkeit sinkt, weil Mitarbeitende weniger kreativ und risikobereit sind.
- steigende Kosten für Rekrutierung, Einarbeitung und Entwicklung neuer Mitarbeitender.
Und das ist nur die Spitze des Eisberges. Um dem aktiv entgegenzuwirken, ist es wichtig, ein positives, konstruktives und lösungsorientiertes Miteinander im Unternehmen zu fördern – und das beginnt bei jedem selbst.
2. Die Akteure stellen sich vor – Opfer, Täter, Retter - ihr Einfluss auf den Projekterfolg
Das Drama-Dreieck, von Stephen Karpman, ist ein Modell aus der Transaktionsanalyse. Es stellt dar, wie die dynamischen Rollen von Opfer, Täter und Retter zusammenspielen.
Lisa, eine Projektleiterin, hat den Auftrag ein digitales Zeiterfassungssystem einzuführen. Mark – der Fachbereichsleiter – soll mit seinem Team Lisa zuarbeiten. Er blockiert aber den Fortschritt des Projektes, indem er sich nicht an Absprachen hält und Lisas E-Mails ignoriert. Lisa informiert ihren Vorgesetzten Paul. Er stellt sich hinter Lisa, ermahnt Mark und fordert von ihm zu kooperieren. Das lässt Mark nicht auf sich sitzen. Er eröffnet Paul, dass Lisa selbst für die Verzögerungen verantwortlich ist – sie übt schließlich zu viel Druck aus und setzt zu kurze Fristen.
Teil 1: Wer nimmt welche Rolle ein?
Das Opfer
Einstellung: „Ich bin nicht ok, du bist ok“ oder „Ich bin nicht ok, du bist nicht ok“ (OK-Positionen)
Bedürfnis: Zuwendung und Aufmerksamkeit
Ziel: Hilfe, Unterstützung, Verantwortung abgeben
Lisa – das Opfer
- fühlt sich machtlos und benachteiligt.
- klagt über die Umstände und die Handlungen anderer.
- zeigt wenig Eigeninitiative zur Problemlösung.
- erwartet, dass andere für sie handeln oder Entscheidungen treffen.
Der Täter
Einstellung: „Ich bin ok, du bist nicht ok“ (OK-Positionen)
Bedürfnis: einem Sündenbock die Verantwortung zuschieben, sich erhöhen
Ziel: Sieg, Macht ausüben, korrigieren, strafen
Mark – der Täter
- übernimmt keine Verantwortung für sein Verhalten.
- kritisiert andere und zeigt ihre Fehler auf.
- tritt aggressiv oder passiv-aggressiv auf.
- strebt danach, die Situation zu kontrollieren.
Der Retter
Einstellung: „Ich bin ok, du bist nicht ok“ (OK-Positionen)
Bedürfnis: helfen, unterstützen, Probleme anderer lösen, unentbehrlich sein
Ziel: Macht ausüben, Anerkennung, Abhängigkeit schaffen, von sich selbst ablenken
Paul – der Retter
- springt ein und löst Probleme anderer.
- übernimmt Verantwortung für andere, oft unaufgefordert.
- unterstützt und kümmert sich um andere, oft übermäßig.
- fühlt sich überfordert, da er sich für andere verausgabt.
Teil 2: Die Rollen werden getauscht
Mark fühlt sich zu Unrecht von Paul zurechtgewiesen. Er kontert, dass er bereits mehrfach versucht hat, Lisa klarzumachen, dass sein Team am Limit läuft und mehr Zeit braucht – ohne Erfolg. Im Gegenteil, jetzt übt sie noch mehr Druck aus – mit ihr ist nicht zu reden, deswegen hat er sich zurückgezogen.
Fazit
Mark tauscht mit Lisa die Rolle – unbewusst macht er sich zum Opfer und sie zum Täter. Jetzt wird auch klar, warum das Modell Dramadreieck genannt wird.
Es ist wie in einer Seifenoper – keiner kann abschätzen was als nächstes kommt und wie es weiter geht. Dadurch bleibt die Situation zwar spannend, führt aber am Ende dazu, dass sich der Konflikt weiter verhärtet.
Teil 3: Weitere Personen werden eingebunden und das Drama weitet sich aus
Mark beschwert sich bei seinem Chef Michael, dass Paul ihn zurechtgewiesen hat. Michael ist empört, weil er davon nichts wusste. Entrüstet wirft er Paul vor, seine Autorität vor seinem Team zu untergraben. Mit Michael wird eine weitere Person in den Konflikt hineingezogen und es eskaliert in die nächste Hierarchieebene.
Fazit
Ab jetzt geht es nur noch um persönliche Befindlichkeiten, Macht- und Positionskämpfe. Die Kommunikation läuft aus dem Ruder, die Zusammenarbeit kommt zum Stillstand und beeinträchtigt den Fortschritt des Change-Projektes.
3. Die Analyse - wer ist wie am Drama beteiligt?
Um zu verstehen, was schiefgelaufen ist und wie es zu diesem Dramadreieckspiel kommen konnte, nehmen wir das Verhalten der Beteiligten genau unter die Lupe:
- Mangelnde Eigeninitiative: Lisa hat nichts unternommen, um Lösungen für ihr Problem und die Konflikte zu finden. Sie erwartet, dass Paul für sie handelt und Entscheidungen trifft.
- Fehlende Selbstreflexion: Lisa hat ihre eigene Rolle und Verantwortung im Projekt nicht ausreichend hinterfragt. Sie hat sich ausschließlich in die Opferrolle begeben, ohne ihr eigenes Verhalten zu überdenken.
- Erlernte Hilflosigkeit: Sie hat sich kleingemacht, sich hilflos und handlungsunfähig präsentiert. Das können andere Beteiligte nicht mit ansehen und wollen ihr beistehen – ihr Chef und ihr Team. So lädt sie den Retter ein, ihr – dem Opfer – zu helfen.
- Vermeidung von Verantwortung: Mark hat keine Verantwortung für sein Verhalten übernommen, sondern Lisa den schwarzen Peter zugeschoben.
- Aggressives oder passiv-aggressives Verhalten: Mark hat sich sowohl passiv-aggressiv verhalten, indem er Informationen zurückgehalten hat und nicht auf Lisa E-Mails reagiert hat, als auch aggressiv, indem er Lisa bei Paul schlecht macht.
- Gewinner-Verlierer: Er tritt als Angreifer auf, kritisiert, weist zurecht, macht Vorwürfe und weiß alles besser.
- Übermäßiges Engagement: Paul hat sich in die Probleme von Lisa und Mark eingemischt, statt sie zu ermutigen, eigene Lösungen zu finden. Dadurch hat er die Dynamik verstärkt.
- Gedankenlosigkeit: Paul hat nicht darüber nachgedacht, dass er mit seinem Eingreifen den Konflikt weiter anfeuern könnte. Er hat zu schnell gehandelt, ohne die Auswirkungen zu beachten.
- Einschränkung von Eigenständigkeit: Durch sein Eingreifen, schwächt er Lisas Position weiter und stellt sich über sie. Er ist der Meinung, dass es ohne seine Unterstützung nicht weiter geht und nimmt Lisa die Verantwortung ab.
Diese Fehler verdeutlichen, wie das Verhalten von Lisa, Mark und Paul zur Verschärfung des Konflikts beigetragen hat. In solchen Situationen ist es wichtig, die Muster zu erkennen und bewusst aus dem Drama–Dreieck auszusteigen.
4. So erkennst du deine Rolle im Drama-Dreieck
Im Prinzip kann jeder Mensch jede Rolle im Drama einnehmen – trotzdem hat jeder immer eine „Lieblingsrolle“. Warum das so ist, haben wir in unserem letzten Blogartikel zu den OK-Positionen ausführlicher erklärt.
Willst du aus dem Dramadreieck aussteigen, solltest du:
- dir klar machen, mit welchem Verhalten du andere animierst ins Drama einzusteigen.
- deine bevorzugte Rolle kennen.
Diese kurze Übung hilft dir, deine „unbewusste Lieblingsrolle“ zu enttarnen:
Mit wem setzt du dich öfter auseinander? Um was geht es und wer ist beteiligt?
Was tust du, was tun die anderen?
Was führt dazu, dass du in deine bevorzugte Rolle im Drama-Dreieck schlüpfst?
Welche Reaktion löst dein Verhalten bei anderen aus? Was passiert?
Was glaubst du welche Rolle du einnimmst und woran machst du das fest?
Unbewusste Muster aufzudecken, ist nicht einfach und braucht Mut. Wenn du dir aber bewusst machst, zu welchem Verhalten du neigst, kannst du lernen, Konflikte auf konstruktivere Weise anzugehen.
Geh es spielerisch an und probiere dich aus. Versuche in Gesprächen anders als gewohnt zu handeln. Tritt in diesen Situationen in deine neutrale Zone zwischen Reiz und Reaktion und frage dich: „Was passiert eigentlich mit mir, wenn ich das jetzt lasse?“
5. Der Weg aus dem Dramadreieck – Verantwortung übernehmen
Ist es möglich, aus dem Dramadreieck auszusteigen bzw. gar nicht erst einzusteigen? Ja, wenn sich die Rollen der Akteure weiterentwickeln.
Im Ergebnis könnte das wie folgt aussehen:
- aufhört sich abzuwerten,
- eigenen Bedürfnisse erkennt und äußert,
- selbst entscheidet und handelt,
- andere um Unterstützung bittet.
- es unterlässt zu verallgemeinern und sich auf das konzentriert, was er beobachtet,
- versucht Hintergründe zu verstehen und konstruktive Lösungsansätze zu finden,
- aufhört zu kritisieren und Vorwürfe zu machen,
- offen kommuniziert und klar Stellung bezieht.
- es unterlässt, ungefragt Ratschläge und Verantwortung für andere zu übernehmen,
- andere als selbstbestimmte Erwachsene sieht und fragt, was sie brauchen,
- unterstützt, eigene Lösungen zu finden und umzusetzen,
- klare Absprachen und Vereinbarungen trifft.
6. Das kannst du tun, um nicht ins Drama-Dreieck einzusteigen
Wir werden ständig und überall von anderen Menschen zum Drama-Dreieck-Spielen eingeladen – es ist gar nicht so einfach, nicht darauf anzuspringen.
Der Ausstieg erfolgt, indem du eine Ich bin ok – du bist ok Haltung einnimmst und
- auf Augenhöhe kommunizierst,
- deinen Anteil an der Geschichte erkennst und die Verantwortung dafür übernimmst,
- aufmerksam zuhörst und versuchst dein Gegenüber zu verstehen,
- offene Fragen stellst – statt Ratschläge zu erteilen oder zu kritisieren,
- du sicherstellst, dass du alles auch so verstanden hast, wie es gemeint war und
- mit deinem Gesprächspartner ein gemeinsames Ziel festlegst.
Als Vorgesetzter kannst du:
- wenn dir die Rolle des Retters angeboten wird, dein Gegenüber ermutigen, eigene Lösungen zu finden, indem du z.B. fragst: Was würdest du jetzt machen, wenn ich nicht da wäre?“
- wenn du Gefahr läufst die Täter-Rolle einzunehmen, dein Gegenüber fragen, was es braucht, statt ihm Vorwürfe zu machen, es zu kritisieren oder abzuwerten.
7. Fazit - Verantwortung übernehmen für eine positive Veränderung
Der Weg aus dem Drama-Dreieck ist für alle nicht ganz einfach, schließlich haben wir die Rollen über Jahre einstudiert – und damit auch Erfolg gehabt.
Nicht nur die Geschäftsführung ist verantwortlich ein produktiveres, harmonischeres und produktiveres Arbeitsumfeld zu schaffen – jeder von uns, ob Führungskraft oder Teammitglied, kann seinen Beitrag leisten.
Gerade Führungskräfte und Projektverantwortliche können viel bewirken, wenn sie
- ihren Anteil an den Dynamiken erkennen und sich bewusst machen, wie sich das sich auf ihr Umfeld und die Changeability der Beteiligten auswirkt.
- Verantwortung für sich selbst übernehmen und Mitarbeitende ermutigen, ebenso Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Lasst uns den Mut aufbringen, Schuldzuweisungen hinter uns zu lassen und uns auf Augenhöhe zu begegnen. Gemeinsam können wir eine Arbeitsumgebung schaffen, in der offene Kommunikation, Verantwortungsbewusstsein und gegenseitige Unterstützung im Vordergrund stehen.
Wie ein Stein, der ins Wasser fällt und Kreise zieht, wird das Teams, Abteilungen und die gesamte Unternehmenskultur positiv beeinflussen.
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